Ich bin jetzt seit etwa 5 Jahren Christ. Vorher habe ich über Gott gesprochen und seine Existenz meistens abgestritten. Jetzt weiß ich, dass es Gott gibt und dass er mich liebt und dass ich nicht mehr sorgen muss, weil ich gerettet bin.

Aber darf ich eigentlich über Gott sprechen? Wer legt das fest? Wer gibt mir die Autorität? Ist das, was ich über Gott sage, wahr? Ist es richtig? Oder ist es so falsch, dass es Menschen ins Unglück führt?

Menschen glauben Menschen, die mächtig sind.

Die Macht der Mächtigen kommt meist daher, dass sie es geschafft haben, über andere Menschen zu herrschen. Wer Menschen Befehle gibt, gilt als Autorität. Je mehr Menschen, desto mehr Autorität. Wer mehr besitzt, gilt als Autorität. Je mehr Besitz, desto mehr Autorität. Und je prachtvoller diese Dinge dargestellt werden, desto beeindruckter sind die Menschen.

Und so ist es auch, dass der, der über mehr Menschen herrscht und den größten Besitz verwaltet, auch als Autorität in Gottesfragen gilt. Die Kirchen verfügen über ein Milliardenvermögen und haben hundertausende Angestellte. Ihre Macht manifestiert sich in prächtigen Kirchenbauten und gar in Burgen und Palästen. Ihnen wird klare Autorität in Gottsfragen zugesprochen, denn sie bilden Pfarrer aus und verwalten der Ausbildung an Universtiäten und Hochschulen, die als absolute weltliche Autorität gelten.

Das heißt, im Grunde darf nur berufen über Gott sprechen, der eine mehrjährige Ausbildung in einem kirchlichen Institut durchlaufen hat. Wie man nur einem Handwerker traut, der einen Meisterbrief hat, so traut man nur einem Pfarrer mit einem Universitätsabschluss.

Nun verlieren die großen Kirchen mehr und mehr an Besuchern und gleichzeitig gewinnen die Freikirchen zunehmend Gläubig hinzu. In Freikirchen haben Prediger das Wort, die in privaten theologischen Instituten ausgebildet wurden. Also letztlich ebenfalls eine gute Ausbildung mit Zertifikat haben.

Kann jemand ein guter oder sogar außergewöhnlicher Handwerker sein, wenn er keinen Meisterbrief hat?

Ganz sicher. Darf ich berufen über Gott reden? Wer gibt mir diese Vollmacht? Und wer spricht sie mir ab?

Alle die, die mit meinem Gottesbild nicht einverstanden sind, weil es ihre Macht und ihre Selbstverständlichkeiten gefährdet, werden mir absprechen über Gott zu reden. Menschen, die ihre Macht auf der Bibel oder anderen heiligen Büchern begründen, werden mir diese Macht absprechen. Im Grunde alle, die anderer Auffassung sind als ich.

Aber wie kann ich dann überhaupt noch mit Glaubwürdigkeit von Gott reden? Wenn mir meine Lehre von Mächtigen und Einflussreichen abgesprochen wird?

Wenn meine Rede von Gott heilt und nicht zerstört.

Dann – und nur dann – rede ich mit Vollmacht. Und jeder, dessen Reden über Gott Seelen zerstört, hat Unrecht. Jeder, dessen Reden über Gott Seelen rettet, hat Recht. Jeder, der mit der Autorität weltlicher Macht und weltlichen Besitzes von Gott redet, redet ohne Vollmacht. Jeder, der ohne weltliche Macht und weltlichen Besitz von Gott redet und Menschen frei macht und heilt, redet einzig mit Vollmacht. Wer Ohren hat, der höre.

2 Responses to “Wer darf eigentlich über Gott sprechen? Oder: Wer heilt, hat recht.”

  1. Stefan Kunze Says:

    “Menschen glauben Menschen, die mächtig sind.”

    Nö, das kann man so nicht sagen. Vielleicht sehr viel früher in der Geschichte.

    Heute scheint mir, daß ALLE Mächtigen massivste Glaubwürdigkeitsprobleme haben: die sogenannten “Eliten” (immer gerne genommen!), Politiker, Kirchenoberhäupter – sie werden alle knallhart hinterfragt, angezweifelt, gar per se als “Lügner” wahrgenommen.

    Das Kritrium ist “Glaubwürdigkeit”. Und es führt zu interessanten Beobachtungen, wer glaubwürdig ist (habe ich in Kreisen junger Menschen eruiert):

    – YouTuber (!!)
    – Rapper
    – Popstars

    In Kreisen mittelalter Gebildeter sind sehr glaubwürdig:

    – Ökofanatiker
    – Esoteriker aller Couleur
    – Gesundheitsapostel (gerade Ernährung betreffend)

    Ja, es ist richtig: die Kirchen haben nahzu ALLE Glaubwürdigkeit eingebüßt. Ich beobachte eine lawinenartige Abkehr der Menschen von den “kirchlichen” Lehren – bis hin zu Vorhersagen (langjähriger) Kirchenmitglieder, die Volkskirchen seien “am Ende” und haben noch 10 Jahre bis zum Zusammenbruch.

    Damit einhergehend jedoch ein rasant wachsendes Interesse an _anderen_ spirituellen Angeboten: YT ist VOLL davon, es wird ausufernd rezipiert und kommentiert, nehmen wir NUR Jordan Peterson (von vielen global als “my Internet-Papi” bezeichnet) oder manche Poetry Slammer (300.000 Aufrufe eines Videos sind ne Hausnummer).

    Die message des christlichen Glaubens ist absolut nicht auf theologisches Wissen begrenzt, braucht nicht Großkirchen, hat JEDE MENGE Kanäle, auf denen sie ankommt (zB wie hier, Blogs!) – was sich auch schon mit einem Jesuswort belegen läßt: “Wenn diese schweigen, dann würden sogar die Steine schreien…”

    ;-))

  2. sapere Says:

    Jordan Peterson hat es ja inzwischen entschärft.

    Ich fürchte, es gibt keine immer und jederzeit verläßlichen Antworten. Die Antworten müssen gehoben werden. Aber klar ist auch, dass die Menschen zunächst erst mal nach den lautetesten Marktschreiern Ausschau, die mit bunten Fetzen angetan ihre weltanschaulichen Trödel feilbieten. Irgendwann merkt man, dass man es mit Tand zu tun hat. Und dann versucht man es vielleicht mit etwas Nachhaltigerem. Aber zwischendurch ein bißchen Unterhaltung per YT und Fernsehen ist schon auch ok, denke ich.

Leave a Reply