Atheistische Ethik?

Juni 30th, 2009

Es ist immer schön, wenn man bemerkt, dass das, was man so schreibt nicht auf taube Ohren trifft. Der Saarländer; Pfarrer; Theologische Referent und Schachspieler Alexander Ebel aus Speyer wunderte sich kürzlich:

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Ja, was hat denn der bekennende Christ Gerhard Schöne als Kronzeuge einer atheistischen Ethik auf einer Atheistenwebseite verloren? Veronika Kaiser (die “Coaching (auch) am eigenen PC und im Internetcafé – am liebsten mit Frauen für Frauen” betreibt) stimmt Alexander Ebel zu:

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Der Herr Ebel und die Frau Kaiser würden auch bei den anderen Urhebern der Zitate auf der Seite, auf der ich die Quellen meiner ganz persönlichen ethischen Grundüberzeugungen präsentiere, Hinweise auf theistisches Gedankengut und möglicherweise sogar umstrittende oder gar fehlende Abgrenzungen zum Theismus finden.

Wie also ist es möglich, dass man selbst als konsequenter Atheist gewisse Meinungsäußerungen von theistischer Seite nicht nur nicht grundsätzlich verdammen, sondern auch noch wertschätzen kann? Hierzu möchte ich meine theistischen Leser – und insbesondere natürlich Herrn Ebel und Frau Kaiser – bitten, sich folgendes famose Kinderbuch ins Gedächtnis zu rufen:

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Der Autor dieses Buches dürfte wohl jedem Deutschen ein Begriff sein. Was nur die wenigsten wissen: Der Verfasser ist Atheist. Und zwar einer von der ->authentischen Sorte, so wie der Autor dieses Blogs, das Sie gerade lesen.

Und jetzt frage ich Sie, würden Sie die ->Buchempfehlung auf den ->Seiten des Erzbistums Köln als “Vereinnahmung” bezeichnen? Oder hier, diesen ->Foliensatz des “Gottesdienstinstituts”. Oder hier, Janosch sogar als ->Aufführung im Gottesdienst. Wohl kaum.

Aber vielleicht stoßen Sie sich ja auch an dem Begriff “Atheistische Ethik”? Unter diesem Rubrum die Meinungsäußerungen von Christen zu subsumieren, erscheint Ihnen sicher reichlich unangemessen … gehen Sie doch sicher davon aus, dass ein Christ unter dem Einfluss ganz besonderer – nämlich übernatürlicher – ethisch-moralischer Inspirationen steht, die einem Atheisten natürlich verwehrt sein müssen.

Dazu will ich Ihnen Folgendes sagen: Sie nehmen für sich in Anspruch, Verfechter einer totalitär-fundamentalen Ethik zu sein. Da Sie ja buchstäblich im Besitz des “Wortes” des angeblichen Erschaffers des Universums sind und auch noch direkt mit ihm in Kontakt stehen, wie Sie glauben.

Mit einer solchen Vorstellung ist natürlich jedes richtige oder falsche Handeln von vornherein auf diesen übernatürlichen Himmelhitler ausgerichtet, der – wenn man Ihren Mythen Glauben schenken würde – nach Gutdünken, ohne jede Nachvollziehbarkeit, belohnt und bestraft, mordet und versklavt, wertschätzt und mißachtet.

Sie glauben aber ernsthaft, dass Sie sich nur richtig an seine Regeln halten müßten, wie sie angeblich in der Bibel stehen sollen, und dann wären Sie fein raus. Alle, die es Ihnen gleich tun, sind damit natürlich scheinbar ebenfalls komplett durch diesen absurden Wahn motiviert.

Dass die Werte den Menschen teils angeboren, teils “an”-sozialisiert sind, kommt Ihnen dabei wohl eher nicht in den Sinn.

In ethischen Fragen müssen wir immer zwischen Sein und Sollen unterscheiden. Die individuellen ethischen Normen und Werte ergeben sich soweit wir wissen aus unseren individuellen psychobiologischen Voraussetzungen und unserer jeweiligen Lebenserfahrung, unserer Sozialisation. Werte einer Gesellschaft, die auf das Individuum wirken, werden von den privaten Überzeugungen jedes Individuums gespeist. Letzteres findet gleichberechtigt und demokratisch statt, sofern es sich nicht um eine faschistische, kommunistische oder theokratische Dikatur handelt.

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Denn eine atheistische Ethik enthält die Voraussetzungen für eine demokratische Ethik. Alles, was von der Mehrzahl der Individuen als gut und richtig empfunden wird, setzt sich als ethischer Maßstab durch. Für eine gewisse Zeit! Denn ethisch-moralische Maßstäbe von Atheisten sind verhandelbar. Für Atheisten entfällt die Behauptung absolut-totalitärer ethisch-moralischer Maßstäbe. Wobei auch Atheisten natürlich Naturgesetzen unterworfen sind und in einer Gesellschaft leben, die Ihre Handlungen beurteilt und belohnt und bei Bedarf bestraft.

Atheisten können also mit vielen unterschiedlichen Ansichten zu Ethik und Moral etwas anfangen. Sie sind für alles zunächst offen und diskussionsbereit. Uns ist es egal, ob diese Ansichten von Theisten oder Atheisten kommen, solange sie inhaltlich akzeptabel sind.

Für Theisten mit einer totalitären Ethik, die nur ein Ziel kennt, es einem imaginären Freund möglichst immer Recht zu machen – wobei man es sich natürlich vorwiegend selbst recht macht – ist diese Haltung natürlich wenig nachvollziehbar.

Die Folgen ethisch-moralischen Totalitarismus sehen wir in der gesamten Menschheitsgeschichte. Sie reicht von Kaiser Konstantin über Inquisition, Hexenverbrennung, Kreuzzüge und Conquista zu Drittem Reich, Sowjetunion, China und Nordkorea.

Was haben denn die “atheistischen” Regime Sowjetunion, China und Nordkorea mit Theismus zu tun, werden die Ungebildeten fragen?

Nun, wie bei der klassischen theistischen Ideologie werden in Faschismus und Kommunismus das heutige (“irdische”) Wohlbefinden Vieler einem späteren (“himmlischen”) Paradies Aller geopfert.

Und was hat das alles noch mit Gerhard Schöne zu tun, werden Sie zu Recht fragen. Gerhard Schöne mag sich in mancher Hinsicht irren, das bleibt ihm überlassen, solange er seine theologischen Ansichten nicht politisch instrumentalisiert, sondern künstlerisch verarbeitet. Aber in Manchem hat er unzweifelhaft Recht. Und das nicht, weil er an einen übernatürlichen Mann glaubt, sondern weil er ein Mensch ist, so wie wir alle.

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